Lydia ist 20 Jahre alt. Ihr liegt das Thema Verhütung sehr am Herzen, sie hat sich schon mit 16 Jahren sehr intensiv mit den Nebenwirkungen der Pille auseinandergesetzt und sich dann dazu entschieden, diese abzusetzen. Seitdem benutzt sie die Kupferspirale.
Warum hast du dich zuerst für und dann gegen die Pille entschieden?
Ich habe zuerst die Pille genommen, weil eine andere Verhütungsmethode anfangs für mich nicht in Frage kam. Meine Schwester hat auch die Pille genommen und das war auch so ziemlich das einzige was ich, neben Kondomen, kannte. Deswegen bin ich zu meiner Frauenärztin gegangen und habe gesagt, ich würde gerne die Pille nehmen. Sie hat mich über mögliche Nebenwirkungen aufgeklärt, aber nicht sonderlich ausführlich. Sie hat mir erzählt, dass die Gefahr einer Thrombose besteht. Aber ich kann mich nicht daran erinnern, dass sie mögliche psychische Risiken angesprochen hat. Ich habe die Pille dann ein Jahr lang genommen. Irgendwann hatte ich aber das Gefühl, dass sie mir nicht mehr gut tut. Dass sie mich psychisch beeinträchtigt. Ich habe mich extrem emotional gefühlt, habe ganz oft geweint, hatte depressive Episoden, Aggressionen ohne Grund und Libidoverlust. Das hat mich sehr stark belastet. Ich habe mich im Internet dazu belesen und wurde dadurch in meiner Meinung, die Pille abzusetzen, gestärkt. Mir war es sehr wichtig, dass ich meine eigenen Hormone spüre und dass ich weiß, wenn es mir schlecht geht, liegt es nicht an irgendwelchen Hormonen die ich einnehme. Die Hormonspirale kam deshalb auch nicht für mich in Betracht, weil ich einfach überhaupt keine Hormone mehr nehmen wollte. Die Kupferkette konnte ich aus anatomischen Gründen nicht nutzen, deshalb ist für mich nur die Kupferspirale als Option übrig geblieben.
Wie war es dann, als du zu deiner Frauenärztin gegangen bist?
Ich habe gesagt, ich möchte die Pille absetzen und auch deutlich gemacht, dass ich keine Hormone mehr nehmen möchte. Meine Frauenärztin war erst mal nicht wirklich begeistert davon. Sie hat mir zuerst angeboten das Präparat zu wechseln, zum Beispiel zur Minipille. Wir haben dann einen neuen Termin ausgemacht, damit ich mir nochmal Gedanken machen kann, obwohl mein Entschluss eigentlich feststand. Die Kupferkette wird nicht von allen Frauenärzten*innen eingesetzt. Deshalb bin ich zwischenzeitlich zu einem anderen Arzt gegangen, der diese einsetzt und habe mich beraten lassen. Dort hat sich dann herausgestellt, dass meine Gebärmutterschleimhaut nicht dick genug für die Kupferkette ist. Der Arzt hat mich außerdem extrem dumm gemacht, weil ich die Pille absetzen wollte.
Zu meinem nächsten Termin mit meiner Frauenärztin habe ich meine Mutter mitgenommen, weil ich einfach Angst hatte, mich ansonsten wieder nicht durchsetzen zu können. Meine Mutter hat dann auch nochmal klar und deutlich gesagt, dass ich keine Hormone mehr nehmen möchte. Meine Frauenärztin hat sich trotzdem nur sehr schwer überzeugen lassen, weil ich noch so jung war und keine Kinder habe und das Einsetzen auch mit vielen Risiken verbunden ist. Es besteht ein Entzündungsrisiko und ein erhöhtes Infektionsrisiko durch den Rückholfaden. Im schlimmsten Fall kann die Spirale wandern und zur Unfruchtbarkeit führen. Das ist auch der Grund, warum Frauenärzt*innen diese ungern bei kinderlosen Frauen einsetzen. Aber sie hat sich letztendlich von mir überzeugen lassen und es war dann auch alles gut.
Wurdest du bei der Kupferspirale über Risiken und Nebenwirkungen aufgeklärt?
Ja, ich habe Informationsmaterialien bekommen und musste auch unterschreiben, dass ich die Informationen gelesen habe.
Ist das Einsetzen der Spirale schmerzhaft? Und wie wird sie eingesetzt?
Ich habe zunächst eine kleine Betäubung erhalten. Das Einsetzen war aber trotzdem schmerzhaft. Um die Spirale einzusetzen, wird ein röhrenförmiger Applikator durch den Muttermund in die Gebärmutter eingeführt. Dort wird der Applikator abgezogen und die Kupferspirale entfaltet sich. Ich habe mich danach hingelegt und mich ausgeruht und am nächsten Tag war, bis auf ein leichtes Unwohlsein, alles wieder gut.
Bemerkst du irgendwelche Nebenwirkungen bei der Kupferspirale?
Ich habe stärkere Blutungen und mehr Schmerzen während der Periode. Vor der Pille hatte ich gar keine Regelschmerzen und auch während der Pille nicht. Jetzt sind sie schon recht stark. Es wird gefühlt auch mit der Zeit stärker. Ganz selten spüre ich die Spirale auch im Alltag. Das ist dann ein leichtes Stechen im Unterleib. Aber das passiert nur ganz selten.
Denkst du, die Kupferspirale ist eine gute Alternative zur Pille?
Ich würde sagen ja. Aber nur, wenn man mit der Pille nicht gut klar kommt. Wenn man mit der Pille keine Nebenwirkungen hat, würde ich die Spirale nicht nehmen. Ich habe mich bewusst dazu entschieden und auch bewusst die Schmerzen und Risiken in Kauf genommen. Aber als meine kleine Schwester sich zum Beispiel mit dem Thema auseinandergesetzt hat, habe ich ihr auch geraten, es erst mal mit der Pille zu versuchen. Also ich würde eigentlich schon immer zuerst die Pille ausprobieren. Ich muss aber ganz ehrlich sagen, ich bin der Meinung es gibt kein gutes Verhütungsmittel. 14 – jährigen Mädchen einfach so die Pille zu verschreiben, kommt mir, aufgrund der hohen Hormondosis, unverantwortlich vor. Schon allein, weil so wenig darüber aufgeklärt wird.. Andererseits fände ich es auch nicht gut, ihnen einfach die Spirale einzusetzen. Dabei handelt es sich immerhin um einen medizinischen Eingriff, der nicht unterschätzt werden darf. Man muss sich für das kleinste Übel entscheiden.
Möchtest du noch abschließend etwas sagen?
Mir wäre es wirklich wichtig, dass vor der Verschreibung der Pille eine bessere Aufklärung stattfindet, auch, was psychische Nebenwirkungen angeht. Ich fände es auch wirklich so wichtig, dass man erklärt bekommt, wie genau die Pille im Körper wirkt. Ich fand es zum Beispiel sehr erschreckend, dass meine eigenen Hormone einfach komplett unterdrückt werden.
Und ich würde mir wünschen, dass die Männerwelt stärker für das Thema sensibilisiert wird. Ich finde es ist zu stark ein Thema, was nur Frauen angeht. Männer geben oft die Verantwortung komplett an ihre Partnerinnen ab.