Negative Glaubenssätze – erkennen und entschlüsseln

Negative Glaubenssätze sind Meinungen oder Behauptungen, die wir über uns selbst treffen. Sie sind meistens kaum rational und finden ihren Ursprung häufig in der Kindheit. Vielen psychischen Erkrankungen liegen negative Glaubenssätze zugrunde. 

Hast du zum Beispiel ein gestörtes Verhältnis zu Essen, könnten deine negativen Glaubenssätze lauten:
„Ich kann nicht glücklich sein, wenn ich nicht dünn bin“
„Ich bin nicht liebenswert, weil ich zu dick bin“
„Alles wäre perfekt, wenn ich dünn wäre“
„Ich kann nicht schön sein, weil ich zu dünn bin“
Wenn du feststellst, dass dein Verhalten von negativen Glaubenssätzen beeinflusst wird, kannst du versuchen, deren Ursprung zu ergründen. Schreibe dazu den negativen Glaubenssatz auf ein Blatt Papier. Anschließend stellst du die Frage: Warum (…)? Die Antwort schreibst du wieder auf und stellst erneut die Frage „Warum“. Das machst du so lange, bis du das Gefühl hast, am Ursprung des Problems angelangt zu sein.

Die Ergründung eines Glaubenssatzes könnte beispielsweise so aussehen:
„Ich kann nicht glücklich sein, wenn ich nicht dünn bin.“
Warum kann ich dann nicht glücklich sein?
„Weil ich es ansonsten nicht verdient habe, glücklich zu sein.“
Warum habe ich es nicht verdient, glücklich zu sein?
„Weil ich schwach und ein Versager bin“
Warum bin ich ein Versager?
„Weil ich nicht die nötige Disziplin habe, um richtig zu sein“
Warum denke ich, ich brauche Disziplin, um richtig zu sein?
„Weil ich nicht geliebt werden kann, wenn ich es mir nicht verdient habe“
Warum denke ich, ich kann nicht geliebt werden, wenn ich es mir nicht verdiene?
„Weil ich nur Zuwendung bekommen habe, wenn ich besonders brav war“

Häufig reichen 5 Warum-Fragen aus, um an den Ursprung zu gelangen. Wenn du deinen Glaubenssatz entschlüsselt hast, kannst du anfangen, diesen aufzuarbeiten. Wenn du nicht schon in therapeutischer Behandlung bist, kann es sinnvoll sein, einen Therapeuten hinzuzuziehen – insbesondere wenn dein Glaubenssatz mit einem Trauma verbunden ist.
Ist dein Glaubenssatz nicht mit einem Trauma verbunden, kannst du versuchen, ihn selbst aufzuarbeiten. Du kannst mit den involvierten Personen über das verletzende Verhalten sprechen. Bist du nicht bereit für eine Konfrontation, kannst du einen Brief an die Person verfassen, den du niemals abschickst. Ihr erzählen, warum dich das bestimmte Verhalten verletzt hat. Und erklären, welche Auswirkungen dieses auf dich hat. Zum Abschluss des Briefes solltest du der Person verzeihen, auch wenn sie es vielleicht nicht verdient hat. So kannst du den Glaubenssatz von einer bestimmten Situation lösen. 
Auch wenn viele Glaubenssätze ihren Ursprung in deiner Kindheit haben, sind Schuldzuweisungen kaum sinnvoll. Schuldzuweisungen verleiten dazu, die Probleme beiseite zu schieben. Die Vergangenheit lässt sich nicht ändern. Was sich ändern lässt, ist deine Sichtweise und dein Verhalten in der Gegenwart. Du kannst achtsamer sein, wenn du in destruktive Verhaltensmuster fällst und deine entschlüsselten Glaubenssätze erkennen. Um das vorherige Beispiel weiterzuführen, werde dir klar, „Ich kann Schwäche zeigen und werde trotzdem geliebt“.

Dieser Beitrag ersetzt keinen Besuch bei einem*einer Arzt*Ärztin. Es handelt sich um meine eigenen Erfahrungen und Methoden, die mir persönlich geholfen haben. 
Leidest du an einem Trauma oder einer schweren psychischen Krankheit, solltest du dir professionelle Hilfe suchen.
Notfalltelefon: 0800 / 11 10 111
http://www.telefonseelsorge.de

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