2,1% der Kinder zwischen 3 und 6 Jahren und 7,95% der Kinder zwischen 11 und 17 Jahren in Deutschland sind adipös, also krankhaft übergewichtig. Das kann schwerwiegende Folgen für die Entwicklung des Kindes haben:
- Die Wahrscheinlichkeit, auch als Erwachsener übergewichtig zu sein, ist erhöht.
- Mädchen haben häufig erhöhte, Jungen niedrigere Testosteronwerte, die Pubertät kann verfrüht einsetzen.
- Eine frühe Insulinresistenz hat weitere Folgen: Das Risiko für Bluthochdruck steigt, was langfristig die Organe schädigen kann.
Weil krankhaftes Übergewicht Einfluss auf die gesundheitliche Entwicklung des Kindes nehmen kann, möchten viele Eltern aus Sorge um das Kind, dessen Ess- und Bewegungsverhalten kontrollieren und regulieren. Natürlich ist es wichtig, auf die Gesundheit des Kindes zu achten. Allerdings ist Gesundheit das Zusammenspiel aus psychischer und körperlicher Gesundheit. Nur, wenn es dem Körper gut geht, kann es dem Geist gut gehen und anderes herum. Eine aufgezwungene und durch Druck erzeugte Intervention in das (Ess-)Verhalten des Kindes, meistens verbunden mit einer unterschwelligen Kritik, kann gegenteilige Effekte erzielen.
Bevor du etwas unternimmst:
Ist dein Kind wirklich krankhaft übergewichtig? Oder hat es nur ein bisschen mehr Körpergewicht, als es deinem Schönheitsideal entspricht?
Ist dein Kind nicht krankhaft übergewichtig, verkneife dir jeglichen Kommentar. Kinder wachsen in Schüben. Es kann sein, dass dein Kind gerade an Gewicht zunimmt, weil der nächste Wachstumsschub bevorsteht. Du kannst mit Interventionen mehr psychischen Schaden anrichten, als es gesundheitliche Vorteile hätte.
Schau dir deine eigenen Lebensumstände an. Bist du oder das andere Elternteil übergewichtig oder hat ein gestörtes Verhältnis zu Essen?
Kinder sind (noch) nicht dazu in der Lage, ihr Leben vollständig selbstbestimmt zu gestalten. Sie essen das, was du einkaufst und kochst und orientieren sich auch in ihrem Verhalten an dir.
Nach deinem Vorbild lernt dein Kind, was „normal“ ist: Egal, ob du eine Packung Gummibärchen nach der Arbeit isst oder eher zu Obst und Gemüse greifst: das was du lebst, ist für dein Kind „normales Verhalten“.
Führen du und dein Kind einen gesunden, ausgewogenen Lebensstil und dein Kind ist trotzdem stark übergewichtig, solltest du einen Arzt aufsuchen. Es kann eine Krankheit vorliegen, die den überhöhten Körperfettanteil bedingt.
Hat dein Kind schon einen gewissen Grad an Selbstständigkeit erreicht und ist dazu in der Lage, sich selbst Essen zuzubereiten, lohnt es sich vielleicht auch, einen Psychologen aufzusuchen. Krankhaftes Übergewicht ist häufig Folge einer Essstörung. Egal, welche Ursachen das Übergewicht deines Kindes hat, Vorwürfe sind Fehl am Platz. Bemerkst du, dass dein Kind sich nicht ausgewogen ernährt und zu wenig bewegt, greife dir an deine eigene Nase. Ändere deinen Lebensstil, dein Kind wird ganz von alleine mitmachen.
Wenn du das Gefühl hast, dein Kind hat ein gestörtes Verhältnis zu Essen, bestärke es in seiner Selbstwirksamkeit. Spreche es auf die Probleme, die hinter der Essstörung liegen, an. Sucht gemeinsam nach einem Therapeuten oder Ansprechpartner. Unterstütze dein Kind. Zeige ihm, dass du es liebst, egal welche Probleme oder welches Gewicht es hat. So gibst du deinem Kind den nötigen Halt.
Quellen
https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Studien/Adipositas_Monitoring/AdiMon_Infobroschuere.pdf?__blob=publicationFile
https://www.kinderaerzte-im-netz.de/krankheiten/uebergewicht-fettsuchtadipositas/auswirkungen/