Lang war es still um meine Person, nun ist es wieder so weit. Die gleichen Fragen anders formuliert. Neue alte Krisen und ein besseres Verständnis meiner Selbst. Und eine Kernfrage die mich seit Monaten beschäftigt: Geht die Welt unter oder stecke ich in mitten einer Quarter-Life-Krise?
Die Antwort ist so unklar wie meine Zukunft. Noch nie war ich mir so unsicher darüber was ich von meinem Leben erwarte und wie ich vorgehen soll. Dabei kenne ich diesen Zustand konstanter Unsicherheit eigentlich. Oft genug stand ich zwischen Tür und Angel, habe meine eigenen Prinzipien in Frage gestellt, Träume über Bord geworfen und plötzlich neue Pläne geschmiedet. Ein Charakterzug, den ich mehr an mir schätzen sollte. Wie viele Menschen wagen den Schritt, zu sich selbst zu stehen und Widerstand zu leisten gegenüber gesellschaftlich tief verankerten Erwartungen? Die massive Verunsicherung die ensteht, wenn ich nicht den vermeintlich für mich vorgesehenen Weg einschlage bringt mich ins straucheln. Kurz vor Abschluss meiner Ausbildung hinterfrage ich den Sinn in allem und am meisten am System. Ich möchte nicht das Leben leben, was so viele leben. 40 h die Woche arbeiten um einen Lebensstil zu finanzieren, hinter dem ich eigentlich nicht stehe – in einem völlig unterschätzten Beruf, dessen Bezahlung ein schlechter Scherz unseres Staates (und vor allem unseres Gesundheitssystems) ist – und einem ausbeuterischen System, dem ich mich am liebsten entziehen würde.
Seit ich denken kann treibt mich ein unsagbarer Drang nach Freiheit an. Die Freiheit zu lieben wen und wann ich will, die Freiheit zu sein wer ich sein will, die Freiheit meinem Herzen folgen zu können. Ich möchte von niemandem dabei aufgehalten werden, weder meinem Vater, noch meinen Partnern, noch von Lehrer:innen oder dem System in dem wir uns bewegen. Doch jeden Tag aufs Neue gerate ich in Konflikte mit eben diesen Instanzen, und das ein Leben lang. Etwas womit ich mich vermutlich abfinden sollte um etwas innere Ruhe zu erlangen. Meine stille Hoffnung und gleichzeitig größte Angst in Bezug darauf ist das Altern. Denn ich merke, dass ich mit jedem Lebensjahr ein Stück mehr Gelassenheit finde. Nichts spricht dagegen, meinem Herzen zu folgen. Ich darf mir die Zeit nehmen die ich brauche. Darf mich ausprobieren und Neues lernen. Darf mich verlieben und mich komplett darin verlieren. Und wenn der richtige Zeitpunkt kommt, werde ich es spüren und den passenden Weg erkennen. Doch gleichzeitig rinnt die Lebenszeit durch meine Finger und ich würde gerne pausieren. Nur einen Moment alles anhalten. Innehalten.
Es ist ein weiteres Kapitel auf der Reise zur Selbstakzeptanz, das sich öffnet. Ein Kapitel mit neuen und alten Ängsten. Und das ist gut so. Denn Angst begleitet uns unser Leben lang und ist ein Symptom von Veränderung. Was der Bauer nicht kennt, frisst er nun mal nicht, oder so. Naja ihr wisst schon was ich meine.
Passt auf euch auf und bleibt euch treu.
Amira