„Meine Stimmung wurde durch die Pille beeinflusst“ – Interview mit Sophie H.

Sophie ist 20 Jahre alt und studiert Biologie. Sie hat ungefähr zwei Jahre lang die Pille genommen. Jetzt verhütet sie hormonfrei.

Warum hast du dich damals dazu entschieden, die Pille zu nehmen?

Ich hatte meinen ersten Freund und meine Mutter hat mir gesagt, ich solle deshalb anfangen, die Pille zu nehmen. Es war ihr wichtig, dass ich auf keinen Fall schwanger werde. Meine Mutter hat dann auch den Termin bei meiner Frauenärztin für mich vereinbart. 

Wie war es dann, als du den Termin bei deiner Frauenärztin hattest?

Die Frauenärztin hat mir so ziemlich die Worte aus dem Mund genommen. Meine Mutter hat ihr glaube ich schon bei der Terminvereinbarung gesagt, dass ich die Pille nehmen soll. Sie hat noch gefragt, ob ich damit nur verhüten möchte, oder ob es auch andere Gründe gäbe, weshalb ich sie nehmen möchte. Dann hat sie mir das Rezept gegeben. Irgendwas über Nebenwirkungen hat sie eigentlich nicht erzählt. Nur das Risiko an Thrombose zu erkranken hat sie erwähnt.

Wann hast du das erste Mal darüber nachgedacht, die Pille abzusetzen?

Ungefähr ein Jahr nachdem ich angefangen habe die Pille zu nehmen, habe ich mit meinem Freund darüber gesprochen dass ich mich verändert habe. Wir hatten beide das Gefühl, irgendwas stimmt nicht. Mein Freund hat mich darauf hingewiesen, dass das vielleicht an der Pille liegen könnte und mich gefragt, ob ich sie nicht vielleicht lieber absetzen möchte. 

Ich habe daraufhin einen neuen Termin bei meiner Frauenärztin ausgemacht, um mich deswegen beraten zu lassen. Ich habe meine derzeitigen Probleme mit der Pille angesprochen und zusätzlich auch erwähnt, dass ich hin und wieder Zwischenblutungen habe. Ich war aber auch sehr unsicher und mir war auch noch gar nicht bewusst, dass viele Frauen psychische Nebenwirkungen durch die Pille bekommen. Meine Frauenärztin hat mir ein stärkeres Präparat empfohlen, damit die Zwischenblutungen weggehen. Auf die psychischen Nebenwirkungen ist sie nicht weiter eingegangen. Ich dachte deshalb, dass meine veränderte Stimmung nicht mit der Pille zusammenhängt und alles in Ordnung ist.

Wie war es dann, als du die Pille endgültig abgesetzt hast?

Ich habe mich viel mit anderen über das Thema ausgetauscht, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, wie ich. Dadurch wurde mir noch einmal mehr bewusst, dass meine Stimmung durch die Pille beeinflusst wird. Ich wollte aber eigentlich nicht nochmal mit meiner Frauenärztin darüber sprechen, weil ich Angst hatte, sie würde mich wieder davon überzeugen, die Pille weiterhin zu nehmen. Auf der anderen Seite wird ja immer das Bild vermittelt, dass man die Pille nicht einfach so absetzen kann, ohne dass man irgendwelche Dinge beachtet. Aber mir wurde dann klar, dass das nicht stimmt. Ich habe dann einfach den Monat beendet und sie danach nicht wieder genommen. Erst nachdem ich die Pille abgesetzt hatte, bin ich wieder zu meiner Frauenärztin gegangen.

Wie hat deine Frauenärztin reagiert, als du ihr gesagt hast, dass du die Pille abgesetzt hast?

Sie war so angepisst. Sie hat mich richtig runtergemacht. Sie hat die Augen verdreht und gefragt warum ich das gemacht habe. Als ich ihr meine psychischen Nebenwirkungen aufgezählt habe, meinte sie „eigentlich hat nur eine von 100 Frauen solche Symptome und eigentlich sind das auch die, die mental sowieso schon schwach sind“. 

Welche psychischen Nebenwirkungen hast du genau bemerkt?

Ich hatte Stimmungsschwankungen und habe mich teilweise wirklich depressiv gefühlt. Ich war außerdem extrem gereizt und hatte Libidoverlust. Gerade der Libidoverlust ist mir erst im Nachhinein extrem aufgefallen.

Was hat sich für dich nach dem Absetzen der Pille verändert?

Insbesondere die Gereiztheit war einfach weg. Natürlich habe ich das noch ab und zu, aber nicht mehr so extrem. Das hängt jetzt dann eher mit den normalen hormonellen Schwankungen zusammen und lässt sich viel leichter kontrollieren. 

Nach dem Absetzen hatte ich ungefähr zwei Monate keine Periode, danach kam sie wieder regelmäßig. Ich habe mich auf jeden Fall sehr schnell sehr viel besser gefühlt. 

Hast du mit deiner Frauenärztin über alternative Vehütungsmittel gesprochen?

Ich habe sie danach gefragt, sie hat mich sehr halbherzig über meine Möglichkeiten aufgeklärt. Sie meinte, meine einzige Option wäre die Kupferspirale und hat mir dazu einen Zettel mit Informationen mitgegeben. Zum Abschluss des Gesprächs hat sie mir außerdem einen Prospekt in die Hand gedrückt, in dem stand, warum ich die Pille weiterhin nehmen sollte. Verabschiedet hat sie sich mit den Worten, dass wir gerne jederzeit wieder mit der Pille anfangen können.

Würdest du jemals wieder eine hormonelle Verhütungsmethode für dich in Betracht ziehen?

Eher nicht. Ich möchte körperfremde Hormone erst mal so lange wie möglich vermeiden und zuerst die Kupferspirale oder -kette ausprobieren. Wenn ich dann merke, dass das für mich nicht passt, würde ich am ehesten noch die Hormonspirale in Betracht ziehen. Aber zur Zeit verhüten wir auch „nur“ mit Kondomen und kommen damit sehr gut zurecht. 

Hast du Angst vor einer ungewollten Schwangerschaft, weil du „nur“ mit Kondomen verhütest?

Anfangs habe ich mich ein wenig unsicher gefühlt. Aber ich habe mittlerweile das Gefühl, dass bei der Pille viel mehr unbemerkt schief gehen kann, als bei einem Kondom. Ein Kondom kann reißen oder platzen, aber das bemerkt man im Normalfall sofort. Wenn ich mich übergeben muss oder Durchfall habe oder ein bestimmtes Medikament einnehme, kann es immer sein, dass die Pille nicht wirkt. Aber das bemerkt man dann vielleicht nicht direkt. Deshalb finde ich ein Kondom nicht unbedingt unsicherer.

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